Bericht vom 01.01.2015

Vom Burnout  zu einem erfüllten Leben oder wie ich zur Holzbearbeitung kam

Ich, Roland Schenk, fand durch ein Burnout zu meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Berabeiten von Holz. Ich bin überzeugt, dass es den Tiefpunkt gebraucht hat, damit ich mein Leben neu aufbauen und gestalten konnte. Obschon ich zwischenzeitlich immer noch an Kraftlosigkeit leide und ab und zu depressiv verstimmt bin, gelingt es mir heute, den  Alltag zu geniessen und diesen, mit der Herstellung von verschiedenen Holzkreationen zu bereichern. Ich lebe mit meiner Frau Irene auf dem Knubel, in der Gemeinde Eggiwil. Mein Gefühlsleben, hat  in den letzten Jahren viele Turbulenzen durchgemacht: Früher war ich weder für meine Frau, noch für meine heute 20 jährige Tochter da. Beispielsweise verreisten die beiden alleine in die Ferien, da ich dazu keine Zeit hatte. Meinte ich damals jedenfalls. Einfach einmal einen Sonntag auszuruhen, war etwas, was ich nicht konnte. Bereits seit vielen Jahren merkte ich, dass sich während der arbeitsintensiven Zeit im Herbst, eine Phase der Erschöpfung bemerkbar machte. 2008 war es dann sehr schlimm. Ich spürte, dass die pflanzlichen Heilmittel, die mir in den Jahren zuvor noch halfen, nicht ausreichten und dass ich professionelle Hilfe brauche. Leider gelang es mir aber lange Zeit nicht, mich meinem Umfeld gegenüber so klar auszudrücken, dass dieses merkte, wie erschöpft ich war. Am 11. Dezember kam der Zusammenbruch, plötzlich ging gar nichts mehr. Ich hatte keine Kraft mehr. Als ich dann vom Hausarzt mit Burnout-Symptomen in die psychiatrische Klinik Münsingen eingewiesen wurde, war ich sehr erleichtert. (Anmerkung: Burnout ist keine Krankheit mit eindeutigen diagnostischen Kriterien, sondern eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung und wird meist durch Stress ausgelöst, der nicht bewältigt werden kann.

10 Wochen in der psychiatrischen Klinik

Ich war überzeugt, dass ich mich hier nun zwei Wochen erholen könne, um danach wieder fit im Alltag loszulegen.Die ersten Tage gelang es mir sogar „nichts zu machen“, etwas, das für mich eigentlich seit Jahren unvorstellbar war. Dann folgte aber der Einbruch, mit eingehender Depression. Eine schwierige Zeit begann. Es kamen bei mir, wie bei den meisten Depressions-Patienten auch, Suizidgedanken auf. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass es für die Angehörigen eine Erlösung wäre, wenn ich aus dem Leben scheiden würde. Diese Gedanken flössten mir Angst ein. Bereits früh erkannte die Psychologin, dass bei mir eine Posttraumatische Belastungsstörung vorlag. Der Auslöser kam bei den ersten Gesprächen zum Vorschein: Meine Frau und ich verloren unser zweites Kind im Alter von sechs Wochen. Obwohl ich stets das Gefühl hatte, diesen Tod verarbeitet zu haben, stimmte dies nicht. Ich begann mich nämlich bereits damals  in Arbeit zu stürzen, um mich abzulenken. Nun galt es, eine Traumatherapie zu absolvieren und zu lernen, auf den Körper zu hören. Auch wurden Vorkehrungen getroffen, damit ich mich nach der Rückkehr in den Alltag nicht wieder übermässig in Arbeit stürzte. Nach einem zehnwöchigen Aufenthalt in der Psychiatrischen Klinik Münsingen konnte ich dann anfangs 2009 wieder nach Hause zurück kehren.

Befriedigende Arbeit gefunden

Nebst den Arbeiten auf dem Hof, wo es die Schafe und die Alpakas zu versorgen gilt,  arbeitete ich vorerst noch an drei Halbtagen als Aushilfsmetzger. Dann bot sich mir die Gelegenheit, in Bachman`s  Alphornmacherei, ( www.alphornmacherei.ch ) in Eggiwil zu arbeiten. Eigentlich war das Arbeiten mit Holz schon immer mein Herzenswunsch. Nach der Landwirtschaftlichen Ausbildung, hatte ich einfach als Aushilfsmetzger begonnen, ohne mir später noch viele Gedanken darüber zu machen. Auch wenn ich heute immer noch an Kraftlosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten leide sowie ab und zu depressiv verstimmt bin, gelang es mir in den letzten Jahren,  mit meinem nicht alltäglichen Hobby einen Teil zu unserem Lebensunterhalt beizutragen. Auf der Drechslerbank entstehen einzigartige Objekte. Nicht perfekte, die rundum gleich sind, nein solche, bei welchen die im Holz vorhandenen Fehler zutage treten. Ich will nicht einfach gewöhnliche Drechslerarbeiten herstellen, denn dies bin nicht ich. Ich versuche jedes Holzstück so zu bearbeiten, dass sein Charakter zur Geltung kommt. Da ich nicht normal bin, suche ich das nicht normale im Holz, um die Schönheit der Natur zu nutzen.